Weinregionen Chile

Das Land zwischen den mächtigen Anden und dem rauen Pazifik

Betrachten Sie Chile auf der Weltkarte wirkt die Form des Landes doch recht außergewöhnlich. 4.300 Kilometer lang und nur 180 Kilometer breit erstreckt sich Chile über ungefähr 38 Längengrade. Eingebettet zwischen Peru, Bolivien Argentinien und dem Pazifik, zwischen den Anden, der Atacama-Wüste und dem patagonischen Eisfeld bietet Chile eine atemberaubend vielfältige Landschaft mit individuellen Klimazonen und einem unglaublich spannenden Terroir-Mosaik

Chile

Nahezu jede Reise nach Chile beginnt und endet in der Hauptstadt Santiago de Chile. Vor der traumhaften Kulisse der Anden pulsiert hier das Leben. Und auch die ersten Weinberge Chiles konzentrierten sich auf die Umgebung von Santiago, denn die Böden erwiesen sich dort als ausgesprochen fruchtbar und somit perfekt für den Weinbau geeignet.

Weine der Neuen Welt – Chiles Wein-Werdegang

Die Anfänge des Weinbaus in Chile reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Mit der Eroberung Südamerikas durch die Europäer beginnt die Weinbaugeschichte des Andenstaates, als die Spanier – und mit ihnen auch die ersten Rebstöcke – Chile erreichten. In den folgenden Jahren zeigte sich, dass die geologischen und meteorologischen Voraussetzungen in den Tälern rund um Santiago geradezu ideal waren, so dass die Anzahl und die Größe der Weingüter deutlich anstiegen. In den nächsten Jahrzehnten wurden dann auch neue Gebiete für den Weinbau erschlossen und mit dem Bau der Eisenbahn um 1860 begann der weltweite Handel, wodurch die Wein-Produktion Chiles weiter wuchs. Zwischen den Jahren 1850 und 1890 wurden zahlreiche Bodegas gegründet, von denen einige auch heute noch zu den ganz Großen in Chile zählen - wie beispielsweise die Weingüter Errazuriz, Concha y Toro oder San Pedro.

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Die nächste Epoche des Wachstums in Chile begann im Jahr 1985, als in großem Umfang neue Weinberge angelegt und europäische Sorten importiert wurden. Zahlreiche Joint Ventures mit internationalen Partnern erbrachten entscheidende Qualitäts-Verbesserungen und eine beispiellose Modernisierung der Kellereien ermöglichte eine rasche Anpassung der Produktion an weltweite Standards.

Böden, Berge und Meer

Neben der Hauptstadt gehören vor allem die Atacama-Wüste, die Seenregion und natürlich die Osterinsel zu den touristischen Highlights in Chile. Die Natur ist atemberaubend schön und vor allem geprägt durch fruchtbare Böden, hohe Berge sowie die Nähe zum Meer.

Die wichtigsten Weinbaugebiete der insgesamt knapp 200.000 Hektar Rebfläche konzentrieren sich auf die Regionen Coquimbo, Aconcagua, Valle Central und Valle Sur sowie deren jeweiligen Sub-Appellationen. Die Anden mit dem fast 7000 Meter hohen Gipfel des majestätischen Aconcagua verlaufen entlang der Küste und schützen die Weinberge vor den meisten Wettereinflüssen. Durch die Flusstäler dringt stets frische Meeresluft ins Landesinnere vor, so dass die hohen Temperaturen im Sommer etwas gemildert werden und die Trauben regelmäßige Abkühlung erhalten. Da die Sommer warm und trocken ausfallen, sind die Weinberge nahezu frei von Pilzbefall oder anderen Rebkrankheiten und können aufgrund der natürlichen Gegebenheiten sehr gut organisch bewirtschaftet werden. Die Lichteinstrahlung ist in Chile sehr intensiv, was sich besonders in der Wachstumsphase positiv auf die Rebstöcke auswirkt. Gleichzeitig ist der Temperaturunterschied zwischen warmen Tagen und kühlen Nächten sehr hoch, was nicht nur reife Früchte, sondern ebenso Frische und Balance in den Trauben garantiert.

Die Böden der verschiedenen Anbaugebiete sorgen durch ihre Vielfalt für sehr unterschiedliche Weintypen - von Schwemmland mit Kies und Geröll reicht das Spektrum bis hin zu Lehm und Ton, Tuffstein und vulkanischen oder sogar schlammigen, feuchten Böden. Während im relativ kühlen Küstengebiet weiße Rebsorten besonders gut gedeihen, dominieren im Landesinneren kraftvolle und intensive Weine aus roten Rebsorten.

Die besondere Vorzeige-Rebsorte Chiles: Carmenere

Das Sortenspektrum Chiles hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Während bis vor nicht allzu langer Zeit die Rebsorte País die mengenmäßig bedeutendste Rebsorte war, belegt heute Cabernet Sauvignon mit über einem Drittel des Bestandes die größte Rebfläche. Neben Cabernet werden die qualitativ bedeutsamen Weine vor allem aus den Sorten Sauvignon Blanc, Chardonnay, Merlot und Pinot Noir erzeugt. Zudem verfügt Chile mit Carmenere über eine besondere Vorzeige-Rebsorte, die heutzutage fast Welt-exklusiv auf über 8000 Hektar Rebfläche angebaut wird und Chiles einzigartigen Beitrag zum globalen Rotwein-Repertoire darstellt. Diese ursprünglich aus Frankreich stammende Rebsorte verschwand Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der Reblausplage nahezu vollständig aus Europa. Chile ist weltweit das einzige Land, das bis heute von der Reblaus verschont wurde, weshalb auf die Veredlung der Rebsetzlinge vollständig verzichtet werden kann und noch ein hoher Bestand von wurzelechten, sehr alten Rebstöcken vorhanden ist. Chilenischer Carmenère versprüht ein intensiv fruchtiges Feuerwerk mit geradezu explosiven Noten von vollreifen roten und schwarzen Früchten, verfügt über eine charismatische Würze von grüner Paprika und Eukalyptus, weiche und geschmackvolle Tannine mit guter Persistenz sowie eine niedrige Säure.

Durch streng selektiertes Lesegut, internationale Erfahrung der Önologen, separate Vinifikation verschiedener Rebsorten und die Erschließung von kühleren Anbaugebieten entstehen in Chile mittlerweile großartige Unikate, die zu den besten Weinen der Welt zählen. Vor allem durch das legendäre ‘Berlin Tasting’ im Jahr 2004, das noch heute einen Meilenstein in der Geschichte des südamerikanischen Weinbaus markiert, hat das Weltklasse-Potential Chiles breite internationale Anerkennung gefunden. Damals landeten die chilenischen Wein-Ikonen ‘Seña’ und ‘Viñedo Chadwick’ bei einer Blindverkostung mit 36 namhaften europäischen Weinexperten vor französischen Spitzengewächsen wie Château Lafite oder Chateau Margaux. Die konstant hohen Bewertungen, mit denen die weltweit renommiertesten Weinkritiker James Suckling und Robert Parker die Weine aus Chile Jahr für Jahr auszeichnen, verdeutlichen, dass Chile aktuell nicht nur einen der angesagtesten Hotspots der Weinwelt darstellt, sondern sich mittlerweile im Konzert der großen Weinbauländer etabliert hat.